Eigentlich erwarteten wir keine Überraschungen mehr bei der zweiten und dritten Lesung zum neuen Tabakerzeugnisgesetz im Bundestag. Der Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft hatte seine Empfehlung abgegeben, den Gesetzentwurf wie vorgelegt zu verabschieden. Doch dann, während der Abstimmung nach der Aussprache, erhob ein Kämpfer für die Tabakindustrie sein Haupt: Hartmut Koschyk, CSU-Abgeordneter aus Bayreuth stimmte als einziger Abgeordneter der großen Koalition gegen den Gesetzentwurf und damit gegen seine eigene Fraktion.
Der Grund für sein Verhalten ist schnell gefunden. In Koschyks Wahlkreis betreibt die Firma British American Tobacco ihre weltweit größte Produktionsstätte überhaupt. Bayreuth ist fest in der Hand des Zigarettenmultis und Hartmut Koschyk ist es offenbar auch. Daher war es für den ehemaligen parlamentarischen Staatssekretär im Bundesministerium der Finanzen wohl unerträglich, dass der Firma keine längeren Übergangsfristen für die Umstellung der Produktion gewährt wurden.
Und überhaupt schmeckt ihm diese ganze Richtlinie nicht. Schon früh, im Jahr 2013, hatte er dagegen gewettert und den BAT-Mitarbeitern „Unterstützung beim Kampf gegen europäische Überregulierung bei der Tabakproduktrichtlinie“ zugesagt. Wir teilen die Meinung selbstverständlich nicht, es handle sich bei der Einführung von bildlichen Warnhinweisen um eine Überregulierung, sondern begrüßen diese Einführung ausdrücklich. Aber für Hartmut Koschyk ist wohl gestern eine Welt zusammengebrochen. Da blieb ihm nur noch, tapfer zu zeigen, auf wessen Seite er steht. British American Tobacco wird es ihm danken.
Hartmut Koschyk (rechts) besucht British American Tobacco in Bayreuth