Zahlreiche namhafte Ärzte sowie nationale und internationale medizinische Verbände wandten sich heute in einem Offenen Brief an die Ministerpräsidentin Nordrhein-Westfalens, Hannelore Kraft, um sie zu bitten, für die Schließung der weltweit größten Tabakmesse „InterTabac“ in Dortmund zu sorgen, die am 16. September beginnen soll. Initiatoren des Offenen Briefs sind das Forum Rauchfrei, Transparency Deutschland e.V. und die Krebsberatungsstelle und Kontaktstelle für Selbsthilfegruppen im Gesundheitswesen Aachen e.V..
Zu den 60 Unterstützern zählen aus NRW u.a. folgende Personen:
- Dr. med. Burkhard Lawrenz, Vorsitzender des Landesverbandes Westfalen-Lippe der Kinder- und Jugendärzte
- Prof. Dr. Bernd Bertram, Vorstandsmitglied der Ärztekammer Nordrhein
- Prof. Dr. Dirk Schadendorf, Direktor des Westdeutschen Tumorzentrums in Essen
- Dr. med. Helmut Weber, MR a. D., Landesvorsitzender des Nichtraucher-Schutzbundes NRW e.V.
- Prof. Dr. Oliver Razum, Dekan der Fakultät für Gesundheitswissenschaften der Universität Bielefeld
In einem Schreiben an das Forum Rauchfrei stimmt auch der Präsident der Ärztekammer Saarland, Dr. Josef Mischo, zu, dass die Veranstaltung einer Tabakmesse zu den Bemühungen, den Tabakkonsum einzuschränken, „kontraproduktiv“ ist.
Der Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, Dr. Theodor Windhorst, hatte bereits im Vorjahr ein Ende der InterTabac gefordert. In einem Brief an die Gesundheitsministerin von NRW schrieb er: „Eine Veranstaltung wie die InterTabac ist aus meiner Sicht mit den Zielen des Nichtraucherschutzes nicht vereinbar“.
„Diese Tabakmesse verbreitet auf dem Globus unendliches Leid“, so Johannes Spatz, Arzt und Sprecher des bundesweit aktiven Forum Rauchfrei. „Das Land hat die Aufgabe, Tabakkonsum und Krebs zu bekämpfen, verursacht aber mit der Verkaufsveranstaltung für Tabakprodukte genau das Gegenteil“, so Spatz. Als Besitzerin der Westfalenhallen Dortmund GmbH, die die Messe veranstaltet, sei die Stadt direkt verantwortlich für die Förderung des Tabakkonsums.
„Die mit der Tabakmesse zu Tage tretenden Interessenkonflikte der Politik gilt es transparent zu machen und abzustellen“, sagt Dr. Angela Spelsberg, Leiterin der Arbeitsgruppe Gesundheitswesen von Transparency Deutschland e.V. und ergänzt: „Mit der Genehmigung der Tabakmesse Dortmund verstößt die Landesregierung NRW eindeutig gegen das erste globale Gesundheitsabkommen „Framework Convention on Tobacco Control (FCTC)“, dem Deutschland im Jahr 2004 beigetreten ist“.
„Der Dortmunder Oberbürgermeister und die nordrhein-westfälische Gesundheitsministerin haben die Verantwortung für die Messe bisher von sich geschoben“, sagt Spatz. „Wir werden sehen, ob Frau Ministerpräsidentin Kraft dies auch tut“. Die Tatsache, dass die Stadt Dortmund offensiv ein Produkt vermarktet, an dem weltweit jedes Jahr nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation sechs Millionen Menschen sterben, sei ein handfester Skandal, so Spatz. Dem könne die Ministerpräsidentin nicht ausweichen.
International haben sich zahlreiche Repräsentanten von Organisationen der Gesundheitswissenschaften und Tabakkontrolle beteiligt, wie Prof. Michael Moore, Präsident des Weltverbandes der Gesundheitswissenschaftsverbände (World Federation of Public Health Associations) oder Laurent Huber, Direktor von Action on Smoking and Health, USA, eine der führenden nicht-staatlichen Tabakkontrollorganisationen der Welt.
Für den 17. September hat das Forum Rauchfrei bereits zu einer Protestkundgebung vor den Westfalenhallen Dortmund aufgerufen. Bis dahin erwarte man eine Antwort der Ministerpräsidentin.