Akademie der Künste bietet Bühne für Auftritt des Tabakkonzerns Philip Morris

am 9. November 2017

Das Forum Rauchfrei hat die Präsidentin der Akademie der Künste, Professor Jeanine Meerapfel, aufgefordert, eine für den 12. Dezember geplante Veranstaltung abzusagen. An diesem Tag will der Tabakkonzern Philip Morris in den Räumen der Akademie im Rahmen seiner Initiative „The Power of the Arts“ vier Kulturprojekte mit einer Fördersumme von jeweils 50.000 Euro auszeichnen. Die Akademie hat die Forderung des Forum Rauchfrei heute abgelehnt.

In dem Schreiben verteidigt eine der renommiertesten Kultureinrichtungen des Landes den Tabakkonzern. Die von Philip Morris ausgezeichneten Initiativen „scheinen uns die mit dem hochdotierten Preis verbundene Aufmerksamkeit zu verdienen“, schreibt die Akademie. Das von Philip Morris angeblich verfolgte Projektziel „scheint uns sinnvoller denn je zu sein“, heißt es weiter.

Moralische Bedenken scheint die Akademie keine zu haben. Dass es dem Konzern darum geht, von den tödlichen Folgen seiner Produkte für die Menschen abzulenken, und die Tabakindustrie als verantwortungsvollen Teilhaber am gesellschaftlichen Geschehen erscheinen zu lassen, tritt für die Akademie in den Hintergrund. Philip Morris trete aus Sicht der Akademie „sehr zurückhaltend“ auf. Eine geradezu irreführende Behauptung angesichts der Tatsache, dass der Konzern für sein Projekt eine eigene Internetseite betreibt. Die Akademie müsste wissen, wie das sogenannte soziale Engagement von Firmen zu bewerten ist. Offensichtlich stehen aber die zu erwartenden Mieteinnahmen für die Akademie im Vordergrund.

„Die Preisgelder werden aus dem Verkauf von Tabakprodukten finanziert, also von Menschen, die ihre Sucht mit Krankheit und Tod bezahlen“, sagt dagegen Johannes Spatz, Sprecher des bundesweit tätigen Forum Rauchfrei. Er ist entsetzt über das abwiegelnde Verhalten der Akademie.

Auch juristisch ist die Veranstaltung bedenklich. Die Bundesrepublik Deutschland hat im Jahr 2004 das Rahmenübereinkommen zur Eindämmung des Tabakgebrauchs der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ratifiziert und sich damit verpflichtet, die Verbreitung des Tabakkonsums „stetig und wesentlich zu vermindern“. Dass eine Einrichtung, die gemäß dem „Gesetz zur Errichtung der Akademie der Künste“ den Staat repräsentiert, nun einem Tabakkonzern eine Bühne bietet, der im eigenen Interesse den Tabakkonsum steigern will, ist untragbar.

Meerapfels Vorgänger als Präsident der Akademie, Klaus Staeck, hätte eine solche Veranstaltung wohl nicht zugelassen. Er hatte sich deutlich gegen die Tabakindustrie positioniert, so z.B. als Mitglied der Jury bei einem Plakatwettbewerb des Forum Rauchfrei im Jahr 2007. Gewonnen hatte damals ein Plakat mit dem Titel „Sponsored by Philip Morris“.

Presseerklärung

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