Philip Morris kauft sich die Hauptstadt
Leser der Berliner Zeitung konnten kurz vor Jahreswechsel beobachten, wie die Tabakwerbung ihren Weg zurück in die Printmedien fand. Die Firma Philip Morris spendierte der Berliner Zeitung vom 29.12.2020 eine ganzseitige Anzeige, in welcher der Zigarettenriese sich selbst über den grünen Klee für seine angeblich guten Taten lobte.
Nachdem Philip Morris sich durch seine Sachspende an die Berliner Senatsverwaltung für Gesundheit (ausführliche Berichte auf dieser Homepage) bereits die Politik in der Hauptstadt in die Tasche gesteckt hat, sind nun offenbar die Medien an der Reihe. Schließlich darf bald auf Plakatwänden nicht mehr für Tabakprodukte geworben werden, diese Einschränkung soll nun offenbar durch verstärkte Präsenz in Zeitungen und Zeitschriften wettgemacht werden.
Hier holen wir etwas aus: Die Bundesrepublik hat sich mit der Verabschiedung des Gesetzes zu dem Tabakrahmenübereinkommen der Weltgesundheitsorganisation bereits 2004 verpflichtet, ein umfassendes Verbot von Tabakwerbung durchzusetzen. Umfassend deshalb, weil die Tabakindustrie bestehende Gesetze gerne umgeht. Die Strategie der Tabakindustrie ist in den Leitlinien zu Artikel 13 des Gesetzes klar dargestellt: „Wenn nur bestimmte Formen der direkten Tabakwerbung verboten werden, verlagert die Tabakindustrie unweigerlich ihre Ausgaben auf andere Werbe-, Verkaufsförderungs- und Sponsoring-Strategien, die kreative, indirekte Wege nutzen, um den Verkauf von Tabakerzeugnissen und den Tabakgebrauch insbesondere bei Jugendlichen zu fördern.“
Die Berliner Zeitung verdient massive Kritik dafür, dass sie diese Anzeige abdruckt. Schließlich erlaubt sie einer Firma, deren Produkte mitverantwortlich dafür sind, dass jedes Jahr mehr als 127.000 Menschen alleine in Deutschland vorzeitig sterben, sich als Wohltäter zu präsentieren.
An die Politik geht unsere Forderung, endlich ein Tabakwerbeverbot zu verabschieden, das die Bezeichnung „umfassend“ auch verdient. Tabak ist tödlich. Wer Zigaretten und andere nikotinhaltige Produkte herstellt, sollte nicht dafür werben dürfen, egal in welcher Form.