Der Lebensmitteldiscounter Penny als Vorbild:
Bereits 2020 hatte eine wissenschaftliche Studie der Universität Hamburg, Tobias Effertz, ergeben, dass die durch das Rauchen verursachten Krankheits- und Todesfälle der Volkswirtschaft jährlich Kosten in Höhe von 97,24 Milliarden Euro zufügen. Um diese Kosten über den Zigarettenpreis zu kompensieren, müsste eine Packung Zigaretten 22,80 Euro kosten, wurde errechnet.
Dabei waren aber noch nicht die Kosten, die durch die Tabakproduktion auf Boden, Klima, Wasser und Gesundheit der produzierenden Personen entstehen, berücksichtigt.
Das Forum Rauchfrei fordert, dass diese Kosten ermittelt werden, wie dies jetzt in einem wissenschaftlichen Experiment für den Lebensmitteldiscounter Penny geschehen ist. Wenn man von den bei Penny berechneten Preisen, die die bei der Produktion verursachten Umwelt- und Gesundheitsschäden hinzurechnen, ausgeht, wird der ‚wahre Preis‘ einer Packung Zigaretten mindestens 50,00 € betragen, so das Forum Rauchfrei. Wenn dann noch die Schäden durch Zigarettenkippen (Vergiftung von Wasser, Vergiftung von Menschen und Tieren durch Verschlucken und durch das Verursachen von Bränden durch Zigarettenkippen hinzugerechnet werden, wird der ‚wahre Preis‘ praktisch unbezahlbar.
Noch dramatischer sind die Umweltbelastungen durch E-Zigaretten, für deren Herstellung wichtige Metalle benötigt werden und die dann als Gefahrstoffe nicht sachgerecht entsorgt werden.
Während die Politik diese unfassbaren Schäden ignoriert, verhöhnt der Tabakkonzern Philip Morris mit seiner Stiftung „Foundation for a Smoke-Free World“ die weltweiten Bemühungen zur Eindämmung des Tabakkonsums. Der Bundespräsident Walter Steinmeier will zwar die seit vielen Jahren und oft kritisierte Zusammenarbeit beim Deutschen Zukunftspreis mit der Philip Morris Stiftung zum Ende des Jahres 2023 – leider nicht sofort – beenden. Steinmeier arbeitet aber immer noch eng mit der Koerber-Stiftung zusammen. Diese allseits angesehene Stiftung erwirtschaftet ihre Wohltaten mit dem Leid der Tabakopfer. Der Koerber-Stiftung gehört Hauni, ein Unternehmen, das sich selbst der Tabakwirtschaft zurechnet und Zigarettenmaschinen herstellt.
So gibt in diesem Land selbst der Bundespräsident Tabakkonzernen die Gelegenheit, sich als sozial verantwortlich, als Wohltäter der Gesellschaft darzustellen und hilft, deren angeschlagenes Image aufzupolieren. Dies geschieht ausdrücklich im Gegensatz zu den Leitlinien der Weltgesundheitsorganisation, wonach es einen „fundamentalen und unüberbrückbaren Konflikt zwischen den Interessen der Tabakindustrie und gesundheitspolitischen Interessen“ gibt (Tabakrahmenübereinkommen der Weltgesundheitsorganisation FCTC Artikel 5.1) Obwohl es deshalb keine Partnerschaften mit der Tabakindustrie geben darf, finden sie hierzulande immer wieder statt.
„Wir können nicht wirklich nachvollziehen, warum die Politik in Deutschland so lax in der Umsetzung von Maßnahmen in der Tabakkontrolle ist“ so Rüdiger Krech, WHO-Direktor für Gesundheitsförderung, am 31.07.23 in ZEIT ONLINE. Aus Sicht der WHO sind die Tabakvorgaben in Deutschland unzureichend.
Diese „laxe“ unzureichende Tabakkontrollpolitik beruht darauf, dass sich die Politik auf einen Kuschelkurs zur Tabakindustrie festgelegt hat. „Dieser Kuschelkurs der Politik zur Tabakindustrie kostet Menschenleben und muss sofort beendet werden“, fordert das Forum Rauchfrei seit Jahren. Einen neuen Ansatz zur Durchsetzung dieser Forderung kann die Ermittlung der wahren Kosten des Tabaks sein. Neben den der Volkswirtschaft verursachten Kosten durch Krankheits- und Todesfälle in Höhe von 97,24 Milliarden Euro muss auch der Ausstoß gesundheitsschädlicher Substanzen bei der Produktion ermittelt werden, einschließlich klimaschädlicher Emissionen. Hinzu kommen noch die Kosten für das Beheben von Schäden durch Extremwetter und die durch Zigarettenkippen verursachten Schäden. „Wir brauchen wissenschaftliche Studien über die wahren Kosten des Tabakkonsums“, fordert das Forum Rauchfrei. „Der Kuschelkurs der Politik mit der Tabakindustrie muss ein Ende haben.“
Hier klicken zur ZDF heute Nachricht 31.07.2023 zur Kritik der WHO an Deutschland.