Sieger des Plakatwettbewerbs „Deutschland – Tabakwunderland“
1. Preis
Entwurf: Sandra Dick
Motiv: “Sponsored by Philip Morris”
Farb-, Form- und Schriftkultur des Plakates sind abgeleitet vom Erscheinungsbild einer Philip Morris Zigarettenpackung. Im Philip-Morris-Rot ist der zeichenhaft stilisierte Bundestag abgebildet, darunter der Text in der Philip-Morris-Typographie: “Sponsored by Philip Morris”. Hier wird ohne diplomatische Verschlüsselungen, Umschreibungen und Verkleidungen auf das Beziehungsgeflecht der Tabakindustrie zu den Entscheidungsebenen in den Parteien, Fraktionen des Bundes und der Länder verwiesen. Ohne wenn und aber. Dieses Plakat bekam von der Jury im ersten und zweiten Durchgang von allen Mitgliedern je einen Bewertungspunkt und damit die höchste Punktzahl. Die einzeln abgegebenen Statements der Jurymitglieder bekräftigten nochmals das Bewertungsergebnis und schien allen eine richtige Antwort auf die Frage: “Deutschland Tabakwunderland?”
2. Preis
Entwurf: Adrien Moreillon (Austauschstudent aus der Schweiz)
Motiv: „Embryo“
Dieses Plakat, auf dem ein Embryo scheinbar in einer zigarettenverseuchten Flüssigkeit schwimmt, wirkt drastisch und emotional aufwühlend. Hier wird der gesundheitsgefährdenden und lebensgefährlichen Wirkung des Tabakkonsums kein Spielraum gewährt. Heranwachsendes Leben ist hier ohne jede Chance. Das Plakat wirkt unmittelbar, der Betrachter kann sich der Betroffenheit nicht entziehen.
3. Preis
Entwurf: Malwina Konopacka (Austauschstudentin aus Polen)
Motiv: “Ein gutes Geschäft”
In der Form einer Realmontage sind Zigaretten zu Zigarettenfingern und diese zu Händen geformt, die einen Händedruck bilden. Zigarettenindustrie und ihre Lobbyisten besiegeln mit einem Handschlag das gute Geschäft mit der Gefährdung der Unversehrtheit des Menschen. Darüber hinaus ist diese Händedruckabbildung auch eine Anspielung an die Symbolisierungen des Händedrucks in der Politik und Wirtschaft und bringt die Gedankenmühle des Betrachters ins rotieren. Diese Botschaft wird durch die Bildmetapher allgemein verstanden. Der Text ist eher eine Ergänzung und Wiederholung der Bildbotschaft, ist aber ein notwendiges Echo im Plakat.
4. Preis
Entwurf: Livius Dietzel
Motiv: „Ausgestanzte Lungenflügel in einem jugendlichen Oberkörper“
In einem formatfüllenden Foto eines jugendlichen Oberkörpers mit unterem Gesichtsanschnitt, aus dessen Mund eine Zigarette ins Bild hineinragt, sind die Lungenflügel großflächig herausgestanzt. Wo auch immer dieses Plakat geklebt wird, erscheint in den Lungenflügellöchern das darunterliegende Plakat oder der jeweilige Untergrund. Die inhaltliche Symbiose ergibt sich in idealer Weise, wenn der Untergrund ein Werbeplakat für Zigaretten ist. Die visuelle Argumentation ist hier kongenial und zielt auf die Plakatwerbung, die gezielt junge Menschen zum Rauchen verführen und animieren will. Dieses Plakat wird seine beabsichtigte Wirkung nicht verfehlen.
5. Preis
Entwurf: Andreas Dürer
Motiv: “Deutschland, Land der Innovationen”
Eine plakative schwarz-weiße Zeichnung zeigt einen Raucher in einem Schutz- oder Weltraumanzug, der mit Sauerstoff versorgt wird. Hier wird der Textbegriff “Innovation” ad absurdum geführt und zeigt besonders deutlich, dass, wenn unsere Sauerstoffatmosphäre mit Giften verseucht wird, jeder zum Mitatmen der Gifte, z.B. des Zigarettenrauches gezwungen wird. In der Form der überhöhten Satire schlägt der Zeichner Andreas Dürer eine innovative Lösung vor, der Raucher im Schutzanzug, der Nichtraucher ist jetzt hervorragend geschützt. Ob das die Zigarettenindustrie und ihre Lobby umsetzt?