Hamburgs Kultursenatorin von Welck wägt ab – erst kommt das Design, dann die Gesundheit

am 2. August 2010

Bisher stritten Politiker meist ab, dass die Stiftungen der Tabakindustrie Marketing-Instrumente sind. Hamburgs Kultursenatorin Karin von Welck macht nun ein Zugeständnis, wenn sie sagt: “Es steht außer Frage, dass der von der Raymond Loewy Foundation vergebene Preis auch eine PR-Maßnahme ist.“ Konsequenzen zieht sie aus dieser Erkenntnis allerdings nicht.
Das Forum Rauchfrei hatte die Senatorin angeschrieben, nachdem sie zum wiederholten Mal an der Preisverleihung des Lucky Strike Junior Designer Award teilgenommen hatte. Das Forum hatte zu Bedenken gegeben, dass die Tabakindustrie solche Veranstaltungen gezielt nutzt, um von der Tödlichkeit ihres Produktes abzulenken und sich in einem positiven Licht darstellen zu können. In ihrem Antwortschreiben ließ die Senatorin erklären, sie könne die Bedenken gegen ihre Teilnahme durchaus nachvollziehen. Allerdings müsse man auch andere Interessen in Erwägung ziehen. Ihrer Meinung nach überwiegt die Bedeutung dieses Awards für den Kreativstandort Hamburg.
Mit ihrer Einschätzung steht die Senatorin allerdings im Widerspruch zur Bundesregierung. Diese hat in ihrem Gesetz zu dem Tabakrahmenübereinkommen dem Recht auf Schutz der öffentlichen Gesundheit Priorität eingeräumt. Die Leitlinien der Weltgesundheitsorganisation zu diesem Übereinkommen sehen eine Abwägung von Interessen ausdrücklich nicht vor, da der Gegensatz zwischen den Interessen der Gesundheitspolitik und den Interessen der Tabakindustrie unüberbrückbar ist. Aus diesem Grund fordert die Weltgesundheitsorganisation eine strikte Trennung von Politik und Tabakindustrie.
Der Lucky Strike Designer Award ist nur eine von vielen PR-Maßnahmen, mit denen die Tabakindustrie Politiker an sich bindet. Dies ist nach Ansicht des Forum Rauchfrei eine der Hauptursachen dafür, dass die Bundesrepublik bei der Eindämmung des Tabakgebrauchs weit hinter anderen Ländern zurückbleibt.

Das Schreiben des Forum Rauchfrei an die Senatorin Prof. Dr. von Welck

Das Antwortschreiben der Senatorin Prof. Dr. von Welck

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