Schockbilder, Einheitspackungen und Lohnunterschiede machen BAT in Bayreuth schwer zu schaffen

Die geplante europäische Tabakrichtlinie schadet dem BAT-Standort Bayreuth. „Wir hängen momentan in der Luft“, sagte Stefan van der Heiden vom Zigarettenhersteller British-American-Tobacco bei einem Unternehmensbesuch des Parlamentarischen Staatssekretärs Thomas Silberhorn und des örtlichen Bundestagsabgeordneten Hartmut Koschyk.

Von links: Hartmut Koschyk MdB, Stefan von der Heyden (Leiter der Hauptstadtrepräsentanz der BAT), Thomas Silberhorn MdB (Parl. Staatssekretär) und Bernd Meyer (Werkleiter BAT-Werk Bayreuth).

Die Tabakrichtlinie sieht unter anderem vor, auf allen Zigarettenschachteln künftig Schockbilder abzudrucken, die 65 Prozent der Vorder- und der Rückseite sowie 50 Prozent der beiden Seitenflächen einnehmen sollen. Bei dem Zigarettenhersteller ist die Angst groß, dass die Regelungen durch die Umsetzung in Deutschland noch weiter verschärft werden könnten. Vieles sei allerdings noch überhaupt nicht geklärt. Als Beispiel dafür nannte der Unternehmenssprecher die Platzierung von Schockbildern bei Feinschnittpackungen.

Dazu kommt die Vereinheitlichung von Packungsformaten und des Aussehens der Zigarettenschachteln. „Standardisierte Produkte gefährden den Standort“, sagte von der Heiden. Das größte Problem sei allerdings das Tempo, mit der die Richtlinie umgesetzt werden soll. Derzeit ist von einer Verabschiedung im Bundestag im letzten Quartal des laufenden Jahres die Rede. Bereits am Mai 2016 soll nach den neuen Richtlinien produziert werden. „Das wird nicht funktionieren“, so von der Heiden. „Wir benötigen zwölf bis 18 Monate, um das Werk entsprechend umzubauen und die Maschinen umzurüsten.“

Doch nicht nur die politischen Rahmenbedingungen machen dem Zigarettenhersteller schwer zu schaffen, auch die Lohnunterschiede zwischen Deutschland auf der einen Seite und Polen und Rumänien, wo die BAT ebenfalls Produktionsstätten betreibt, auf der anderen Seite. Die Produktionsstätten der Konkurrenz mitgezählt seien durch die Regulierungsvorhaben sowie durch das unterschiedliche Lohnniveau bundesweit 6400 Arbeitsplätze in Gefahr. Weltweit ist die Situation nicht besser: Von ehemals 90 BAT-Werken im Jahr 2001 seien mittlerweile nur noch 44 übrig, sagte der Unternehmenssprecher.

Staatssekretär Silberhorn, nach eigenen Worten passionierter Nichtraucher, stellte sich auf Seiten des Zigarettenherstellers und bezeichnete die geplanten standardisierten Packungen als Marktzugangsbarriere. „Das ist das Gegenteil von Binnenmarkt“, sagte er. Wettbewerber könnten sich nicht mehr optisch unterscheiden, außerdem lebe die deutsche Wirtschaft von ihren Markenprodukten. Außerdem sah er ein enormes Missbrauchspotential, denn nichts sei so einfach zu fälschen, wie eine Einheitsverpackung.

Bayreuth ist das größte und wichtigste Produktionszentrum für British-American-Tobacco weltweit, so der Bundestagsabgeordnete Hartmut Koschyk. In Bayreuth werde schließlich nicht nur für den deutschen Markt, sondern auch für viele andere Mitgliedsländer der Europäischen Union produziert. Koschyk: „Hier geht es nicht um die Zigarette an sich, sondern um vernünftige Wettbewerbsbedingungen.“

Insgesamt ist nur gut ein Drittel der Produktion am BAT-Standort Bayreuth für den deutschen Endmarkt bestimmt. Die übrigen zwei Drittel verteilen sich auf die gesamte Europäische Union, aber auch auf den Nahen und Mittleren Osten. Insgesamt beschäftigt die BAT am Standort Bayreuth fast 1500 Menschen. Darüber hinaus sind nach Unternehmensangaben seit 2007 rund 230 Millionen Euro in den Standort investiert worden, unter anderem in eine Maschine, die es schafft, 20000 Zigaretten pro Minute herzustellen. Als bekannteste der insgesamt über 250 Marken gelten in Deutschland Lucky Strike, Pall Mall, Kent, Dunhill und HB.

Aktuelles 2014