Es sollte auch in der deutschen Gesellschaft inzwischen eine Übereinkunft darüber geben, dass Sport und Tabak unbedingt getrennt werden müssen. Das Rauchverbot in den Fußballstadien schützt Fans, Personal, Spieler und Zuschauer vor den gesundheitlichen Risiken des Passivrauchens und kappt die Verbindung zwischen der Tabakindustrie und dem Sport. Umso abstoßender wirkt die neue Werbeaktion des Tabakkonzerns Reemtsma, der die Fußballbegeisterung zur Verkaufssteigerung und Profitmaximierung nutzen will. Wie die Tabakzeitung am 15. Mai 2024 berichtet, spendiere der Tabakwarenhersteller aus Hamburg mit der „United Quality Edition seiner Marke für einen Zeitraum von rund drei Monaten eine „Extraportion Farbe“. Dort heißt es weiter: „Die Optik der West-Sonderausgaben verrät den Anlass – die Fußball-EM“. Weil Tabakprodukte in der Werbung nicht mit Sport in Verbindung gebracht werden dürfen, hat das Forum Rauchfrei diese Kampagne angezeigt.
Sehr geehrte Damen und Herren,
das Forum Rauchfrei setzt sich in Deutschland als Teil der Zivilgesellschaft für Tabakkontrolle ein, dabei fühlen wir uns dem Gemeinwohl verpflichtet. Als Sprecher des Forum Rauchfrei bringe ich Ihnen den nachfolgenden Sachverhalt zur Kenntnis und erstatte Anzeige gegen die Firma Reemtsma Cigarettenfabriken GmbH mit Sitz in Hamburg.
Der Tabakkonzern Reemtsma zeigt seit Kurzem auf den Tabakverpackungen der Tabakmarke „West“ geschminkte Gesichter und es ist klar, was der Anlass dieser „Sonderedition“ ist: Hier wird Tabakwerbung für die Tabakmarke „West“ mit der Fußball-Europameisterschaft verbunden.
Der Tabakkonzern nennt seine sportbezogene Verpackung „United Quality Edition“ und die in verschiedenen Nationalfarben geschminkten Gesichter befinden sich sowohl auf den Zigarettenschachteln als auch auf den Verpackungen für Drehtabak.
Diese Werbung verstößt gegen § 21 Abs. 1 Nr. 1 und Nr. 2 des Tabakerzeugnisgesetzes. Denn in der Werbung darf nicht der Eindruck erweckt werden, dass der Konsum von Tabakerzeugnissen „gesundheitlich unbedenklich oder dazu geeignet ist, die Funktion des Körpers, die Leistungsfähigkeit oder das Wohlbefinden günstig zu beeinflussen“. Zum anderen ist Tabakwerbung verboten, die ihrer Art nach besonders dazu geeignet ist, Jugendliche oder Heranwachsende zum Konsum zu veranlassen oder darin zu bestärken.
Weil Sport die Gesundheit fördert, darf Tabakwerbung nicht mit sportlichen Aktivitäten verbunden werden.
Aus diesem Grunde hat sich auch der Deutsche Zigarettenverband e. V. (DZV), in seinem Werbekodex verpflichtet, jedwede Marketingaktivitäten zu unterlassen, die Tabakprodukte mit Sport in Verbindung bringen. Ausdrücklich zählt die Selbstverpflichtungserklärung auf, dass „die Darstellung von Sportlern, sportlichen Aktivitäten, typischen Sportstätten sowie von Kleidungsstücken und Geräten, die für den Sport typisch sind“ unzulässig ist.
Der Tabakkonzern Reemtsma ist Mitglied des Tabakverbandes und hat sich verpflichtet, diesen Kodex „in seinem Wortlaut und Geiste zu befolgen“. Es kommt deshalb nicht darauf an, dass auf den Verpackungen nicht die Sportler selbst dargestellt werden, sondern Personen, die eindeutig für jedermann als Fußballfans erkennbar sind. Diese Abbildungen sind genauso zu bewerten, wie wenn Fußballspieler selbst abgebildet wären.
Allgemein wird anerkannt, dass die Werberichtlinien der Tabakindustrie zur Auslegung der pauschalen Bestimmungen des Gesetzes herangezogen werden können. Deshalb ergibt sich, dass Tabakwerbung mit der Fußball-Europameisterschaft gegen das Gesetz verstößt, denn mit dieser Werbung werden Tabakprodukte mit Sport in Verbindung gebracht und es werden junge Menschen besonders angesprochen.
Die daraus resultierende Verharmlosung des Tabakkonsums wiegt schwer. Demgegenüber besteht während der Fußball-Europameisterschaft ein generelles Rauchverbot in den Stadien (innen und außen) und die UEFA lässt keinerlei Raucherzonen in den Stadien zu. Dies wird so gehandhabt, weil die UEFA die wichtige Trennung von Sport und Tabakprodukten gefährdet sehen würde, falls das Rauchen innerhalb des Stadions, auch in den Außenbereichen, erlaubt würde.
Der Tabakkonzern Reemtsma hatte bereits im Jahr 2018 mit der Fußballweltmeisterschaft geworben. Damals hatte das Bezirksamt Pankow von Berlin ein Gutachten erstellt und die – ebenfalls von dem Forum Rauchfrei – beanstandete Werbeaktion als rechtswidrig eingestuft.
Dass jetzt diese Werbung – wenig abgewandelt – erneut gezeigt wird, finden wir besonders empörend.
Zuletzt möchte ich Sie noch auf einen weiteren Umstand aufmerksam machen: Wie auf dem beigefügten Foto zu sehen ist, stellt der Tabakkonzern Reemtsma den Tabakhändlern Kartons als Verkaufsregale zur Verfügung, die vorsehen, dass die Tabakpackungen den Kunden so gezeigt werden, dass die gesetzlich vorgeschriebenen Warnungen nicht sichtbar sind. Diese müssen aber sichtbar sein. Auch damit setzt sich der Tabakkonzern über geltendes Recht hinweg, was nicht hingenommen werden darf.
Ich bitte Sie deshalb, umgehend diese Werbung zu unterbinden.
Mit freundlichen Grüßen
Johannes Spatz als Sprecher des Forum Rauchfrei
Falls Sie auch eine Anzeige erstatten möchten, können Sie diesen Text gerne verwenden.